Freitag, 14. Oktober 2011

[NJO-Rezension #1] "Star Wars: Das Erbe der Jedi-Ritter 1 - Die Abtrünnigen"

(München 2000; Verlag: Blanvalet; Autor: R. A. Salvatore; Übersetzer: Regina Winter; 448 S.; 7,50 €)


Klappentext

Mehr als 20 Jahre nach der Rückkehr der Jedi-Ritter wird die Republik wieder von inneren und äußeren Kräften bedroht. Nom Anor, ein charismatischer Anführer, bringt die Leidenschaften zum Kochen und versucht, die aufgeheizte Atmosphäre für sich zu nutzen. Und noch während sich die Jedi auf die inneren Probleme konzentrieren, nähert sich eine weitere Bedrohung unbemerkt vom äußersten Rand der Galaxis...

Und plötzlich befinden sich Luke, Mara, Leia, Han Solo und Chewbacca zusammen mit den Solo-Kindern abermals im Zentrum eines gigantischen Kriegs der Sterne.

Rezension

Wie hier angekündigt, starte ich mit der 19-teiligen Rezensionsreihe zu den Romanen von "Star Wars: Das Erbe der Jedi-Ritter". Zum Einstieg:

Es sind 25 Jahre seit der Zerstörung des Todessterns vergangen. Eine neue Generation reift heran, repräsentiert durch die drei Kinder von Prinzessin Leia und Han Solo: Die Zwillinge Jacen und Jaina und der Jüngste, Anakin Solo. Alle drei sind Schüler an der Jedi-Akademie, die Luke Skywalker in den Jahren nach dem Sieg über das Imperium gegründet hat. Luke selbst ist inzwischen auch verheiratet. Er ging den nahe liegenden Weg, eine Attentäterin zu heiraten, die ihn einst töten sollte: Mara Jade.
Doch was merkwürdig klingt, ist vollständig nachvollziehbar, denn die Ausgangssitation im ersten Roman ist die Folge von etwa drei Dutzend Star-Wars-Romanen und -Jugendromanen. Der Aufbau von Lukes Jedi-Akademie wird in der "Jedi-Akademie"-Trilogie abgehandelt, die Beziehung zwischen Luke und Mara Jade wird in zwei Timothy Zahn verfassten Trilogien abgehandelt: "Erben des Imperiums" und "Hand von Thrawn", Leias und Hans Kinder spielen in der mehr als zwanzigteiligen Jugendromanreihe "Young Jedi Knights" die Hauptrolle. Dazu gibt es noch unzählige Füllromane und auch Comics.

Erstmal abschreckend. Doch keine Bange: R. A. Salvatore wäre kein Meister des Fachs, würde er sich nicht Zeit nehmen, um Charaktere und Schauplätze einzuführen. Den Lesern überrollen die Charaktere und Hintergründe kaum. Zumal sich Salvatore ohnehin mehr auf Eigenes konzentriert. Er führt bist dato unbekannte Planeten und Charaktere ein. Die etablierten Elemente dienen als Füllmaterial im Hintergrund, das später einmal genauer beleuchtet werden kann.

Das ist auch das größte Problem dieses Romans: Er braucht eine gefühlte Ewigkeit, um Fahr aufzunehmen. Mir als Alt-Fan sind all diese Elemente, die hier vorgestellt werden, schon bekannt. Für Neuleser werden sie interessant sein, doch mir waren sie leider schon bekannt. Inhaltlich nichts Neues, wenngleich Salvatore alles gut verpacken konnte.
Schrecklich viel gibt es zum Roman daher auch kaum zu sagen. Er stellt eine in sich abgeschlossene Handlung dar, die gut und gerne auch einen Einzelroman abdecken könnte. Ein erstes Abenteuer mit den außergalaktischen Yuuzhan Vong wird durchgestanden. Der gesamte Roman erscheint mir wie ein kleiner Testlauf, um zu sehen, ob die Hauptcharaktere miteinander arbeiten können, ob die neuen Gegner eine gute Bedrohung darstellen - oder ob das leider ziemlich ausgelutschte Thema einer Alien-Invasion vielleicht doch zu langweilig ist. - Ist es nicht, hier zumindest. Die Yuuzhan Vong mit ihren lebendigen, biologischen Technologien sind sehr interessant. Ihr Krieger- und Blutkult ist zwar etwas schablonenhaft abgekupfert, doch erhoffe ich mir eine stärkere Differenzierung in den kommenden Romanen. Für den Anfang jedenfalls ein interessantes neues Volk, das durchaus die 19 Romane tragen kann.

Für mich entsteht im Erstlingsroman der Reihe jedoch noch keine gewaltige Spannung, wenngleich es einige gute Momente gibt.Einer davon ist - Achtung! - der Tod von Chewbacca! Warum erwähne ich das als guten Moment und nicht als monumentalen oder gar schröcklichen? Weil es mir bekannt war. Ich wurde zu einer Zeit Star-Wars-Fan als Chewie bereits tot war. Das war nichts Neues mehr. Es wurde ja seinerzeit sogar ein Comic-Sonderband herausgegeben: "Star Wars: Chewbacca", in der sich seine Hinterbliebenen während der Trauerfeier an schöne Momente mit ihm erinnerten und wir diese als Einzelepisoden-Comics dargestellt bekamen.
Jedenfalls war Chewbaccas Tod für mich nichts Neues, ich hatte es bereits verarbeitet. Daher empfand ich die Stellen, in der er starb, eher als "befriedigend", denn: Chewie starb als Held. Ohne zu viel Inhalt verraten zu wollen: Er rettete den Sohn seines besten Freundes auf einem zum Untergang verurteilten Planeten. Es brauchte einen abstürzenden Mond, um Chewbacca zu töten. Wenn das nicht episch ist!

Gleichzeitig sollte Chewbaccas Tod eine neue Ära in Star Wars einläuten. Es war quasi der erste Mitesser, der die Pubertät ankündigte: Star Wars wurde düsterer, erwachsener. Bis dato herrschte die übliche Märchenerzählung vor. Der Held muss Prüfungen durchstehen, bei dem vielleicht ein paar Gefährten mal auf der Strecke bleiben, aber am Ende rettet er den Tag oder die Prinzessin.
In "Das Erbe der Jedi-Ritter" ist damit Schluss! Hier sollte gezeigt werden: Auch die Hauptcharaktere können sterben. Ich finde diese Einstellung nicht falsch, das sorgt generell für mehr Spannung, denn man weiß nicht sicher, ob der Held diese Schießerei im zweiten Kapitel wirklich überlebt. Und da die neuen Star-Wars-Romane eher Ensemble-Stücke sind, wäre es auch nicht das Ende des Romans, stürbe einer der Charaktere.

Eine Sache, die mir nicht gefällt: Der Titel ist nichtssagend. Abtrünnige? Welche Abtrünnigen? Im gesamten Roman kommt mir hier nichts so vor, als könnte es diesen Titel rechtfertigen. Die Übersetzung ist soweit in Ordnung, wenngleich mich seinerzeit beim ersten Lesen (um 2001) die Frage- oder Ausrufezeichen am Ende der parenthetischen Nebensätze irritierten. Seit Jahren benutze ich sie allerdings auch selbst.


Kurzbewertung

Ein solider Start in die neue Ära!