Freitag, 22. Juni 2012

[Schon gelesen?] "Star Wars: Legacy of the Force" (Bd. 1-9)

(New York 2006 - 2008; Verlag: Del Rey; Autoren: Aaron Allston #1/4/7, Karen Traviss #2/4/8, Troy Denning #3/6/9; 3.278 S.)


Klappentext

"Betrayal blasts off a new string of adventures starring beloved Star Wars familiars. . . .this new installment should please Star Wars fans." - Publishers Weekly Honor and duty collide with friendship and blood ties as the Skywalker and Solo clans find themselves on opposing sides of an explosive conflict. When a mission to uncover an illegal missile factory on the planet Adumar ends in a violent ambush—from which Jedi Knight Jacen Solo and his protégé and cousin, Ben Skywalker, narrowly escape with their lives—it's the most alarming evidence yet that political unrest is threatening to ignite into total rebellion. The specter of full-scale war looms between a growing cadre of defiant planets and the Galactic Alliance that some fear is becoming a new Empire. Determined to root out those behind the mayhem, Jacen follows a trail of cryptic clues to a rendezvous with the most shocking of revelations. Meanwhile Luke grapples with something even more troubling: dream visions of a shadowy figure whose Force power and ruthlessness remind him of Darth Vader. If Luke's visions come to pass, they will bring untold pain to the Jedi Master…and to the galaxy. 

Rezension

Nach dem Konsum der Reihe "Das Erbe der Jedi-Ritter" und dem Unwillen mir "Das Dunkle Nest" anzutun, ging ich dazu über, die Star Wars-Romane auf Englisch zu lesen. Zum einen waren sie günstiger und in der Originalausgabe zu lesen und ich konnte mein Schul-Englisch wieder aufmöbeln. Denn die Übersetzungen des Blanvalet-Verlages ließen in letzter Zeit zu wünschen übrig und mir war nicht der Sinn danach, fast zwei Jahre auf die deutsche Ausgabe zu warten (diese Zeit hinkt Blanvalet mit seinen Übersetzungen hinter den Originalen hinterher).

Also habe ich "Legacy of the Force" in Englisch gelesen. Das bedeutet, dass die Inhaltszusammenfassungen den englischen Buchrückentexten entsprechen. Englisch-Schwache können jedoch, wie ich es auf der Startseite vermerkt hatte, mit nur wenigen Tastendrücken bei der nächsten Suchmaschine entsprechende Zusammenfassungen aufrufen. Doch wie fand ich die Reihe - im Zusammenhang, als Ganzes, im Kontext? - Sie war, das sollte man anmerken, die erste Star-Wars-Romanreihe, die in kompletter Kenntnis der neuen Episoden geschrieben wurde. Leider merkt man ihr das auch an. Die gesamte Ennealogie liest sich teilweise wie eine verzerrte Zusammenfassung der Prequels: Jacen Solo als Anakin Skywalker/Darth Vader, Leia und Tenel Ka als Padmé-Ersatz, Allana als die Jünglinge, Jaina Solo als Obi-Wan-Verschnitt usw. usf.
Natürlich geht die Reihe nicht so aus wie die Prequels, doch werden viele (zu viele) bekannte Inhalte einfach recycelt und wiederverwertet. Begann die Reihe noch viel versprechend, war der Mittelteil interessant und das Ende durchaus dramatisch, so wird retrospektiv vieles klar: Die Serie wickelt sich um den geradezu inzestiösen Haufen der Skywalker-Solo-Familie und ihrer Bekannten. Viele bekannte Namen (Kyle Katarn, Prinz Isolder, Corran Horn, Gavin Darklighter) fallen, doch sind diese Nebencharaktere kaum mehr als Abziehbilder und Fan-Futter.

Das Potenzial einer guten Reihe war da, doch wurde vielfach verschenkt. Der Fokus lag zu sehr auf den Hauptcharakteren und hat die Nebencharaktere zu sehr vernachlässigt und ingoriert. Blasse und verwaschene Personen stehen glorifizierten Lichtgestalten gegenüber. Das soll nun allerdings nicht bedeuten, dass den Hauptcharakteren alles leicht fällt. Das entspräche nicht der Wahrheit. Doch wird zu vieles zu einseitig dargestellt. Die Guten sind gut und schön und die Bösen fies und hässlich und gehässig. Es wird mit Klischees gespielt und gleichzeitig werden so viele Hauptcharaktere verheizt, wie schon lange nicht mehr. Wer Thrackan Sal-Solo, Cal Omas, Mara Jade Skywalker, Gilad Pellaeon, Lumiya oder Prinz Isolder mag, sollte sich die Reihe nicht antun.

Exemplarisch möchte ich auf die ersten beiden Bände im Detail eingehen:

Betrayal (LotF #1)

"Schon wieder Corellia? Schon wieder Centerpoint? Schon wieder Krise?" waren meine ersten Gedanken als ich Betrayal anfing zu lesen. Denn bereits mit der in den 90ern erschienen Corellia-Trilogie war der Heimatplanet Han Solos im Zentrum eines Konflikts. Doch noch dachte ich mir, dass dies womöglich nur ein Verweis gewesen sei und die Reihe "Legacy of the Force" gänzlich anders sei ... Ich sollte mich täuschen.
Doch bleiben wir beim ersten Roman. Sonderlich viel gibt es nicht zu bemerken: Im Gegensatz zu einer Bekannten hatte mich die Ouvertüre auf Adumar eher gelangweilt als begeistert, wenngleich das abgehackte Basic der Adumari schon recht witzig war. Doch lässt Aaron Allston es nicht, wie früher, in Slapstiuck ausarten. Sein Humor ist trockener und bissiger geworden - eine deutliche Verbesserung, denn auch die Handlung ist entsprechend ernst. Witzeleien wie bei der alten Gespensterstaffel wären hier eher befremdlich gewesen.

Doch inhaltlich konnte mich der Roman dennoch begeistern: Die Friedenszeit in der Galaxis und die Skywalkers und Solos beim gemeinsamen Essen waren schon recht erheiternd. Das "normale" Leben unserer Helden ist bereits etwas Außergewöhnliches - erlebt man sie sonst nur im Schlachtenlärm und erhobenen Schwertes!
Doch als der Kampf schließlich beginnt, ist es interessant zu lesen, dass hier die Galaktische Allianz (das Gute) der Aggressor ist. Obwohl die Corellianer ihre Flotte aufrüsten und die Centerpoint-Station (die bereits während der Corellia-Trilogie zentrales Thema war) wieder in Betrieb genommen haben, lässt dennoch die Allianz den ersten Schuss los. Eine Kriegsflotte wird ins Corellia-System beordert, um die Centerpoint-Station auszuschalten und Corellias Ego auf ein passendes Maß zu stutzen. Doch wie konnte Centerpoint wieder in Betrieb gehen? Die Station war auf die Ergonomie einer bestimmten Person geeicht: Anakin Solo. Doch der war tot (er starb in "Das Ultimatum", NJO#9). Die "Erklärung": Thrackan Sal-Solo - Hans Vetter, der erneut seine Finger im Spiel hat - hatte einen Droiden nach Anakins Vorbild gebaut. Anakin Sal-Solo. Als Anakins großer Bruder Jacen und dessen Quasi-Padawan Ben Skywalker dies herausfinden, will der Anakin-Droide Ben zunächst davon überzeugen, dass er wirklich Anakin sei. Doch unser kleiner Jedi schaffte es natürlich, den Droiden durch Argumentation dazu zu bringen, sich gegen seine Erbauer zu wenden ... *gähn*

Zusammengefasst (denn es gibt derart viele kleine Details, die man herausheben könnte, aber die nur einen Fan mit Saga-Lexikon interessieren): Viel Pathos, viele bekannte Inhalte und ein paar nette Szenen mit bekannten Allston-Charakteren wie Wedge Antilles, der als gebürtiger Corellianer von der GA festgenommen wird und später flüchten muss und Han Solo, dem ein ähnliches Schicksal widerfährt. Das Interessante am Romans ist lediglich der Umstand, dass die Galaktische Allianz langsam totalitäre Züge annimmt und Jacen Solo seinen dunklen Weg weiter beschreitet, der in der vorangegangenen Trilogie "Dunkles Nest" bereits angedeutet wurde. Mit Lumiya tritt ein interessanter und bekannter Charakter auf (kannte man sie bereits aus den alten Marvel-Comics und einigen späteren Sachbüchern).
Ansonsten stellt Betrayal einen netten, aber nicht allzu mitreißenden Auftakt der neunteiligen LotF-Reihe dar. Doch die Dinge müssen sich halt entwickeln ... 

Bloodlines #2 

Zusammengefasst: Boba Fett, Boba Fett, Boba Fett. Was das Cover zeigt, ist Programm. Der bekannte und beliebte Kopfgeldjäger ist zurück. Und dieser Roman ist quasi eine Charakterstudie über ihn. Nach langen Jahren der Abstinenz des bekannten Mandalorianers ist dieser Roman durchaus frisch und knackig zu lesen.

Mehr als "Mandophilie" sollte man jedoch nicht erwarten. Karen Traviss reibt sich an ihren superduften und megaehrenhaften Mandalorianern. Bloodlines lässt ihr dafür den Platz und die Möglichkeit. Für Fans, die nur die Post-Endor-Romane lesen, mag dies ganz nett und neu sein, doch ist Traviss auch verantwortlich für die Republic-Commando-Reihe. Und dort haben wir auch: Mando, Mando, Mando.

Darüber beschweren will ich mich nun nicht, doch entstand diese Rezension einige Zeit nach Traviss' Ausstieg aus der Szene. Daher ist bekannt, dass in ihren Romanen nur die Mandalorianer eine wirklich bedeutende Rolle spielen. Ihr Beitrag zu "Legacy of the Force" liest sich wie die "Republic Commando"-Reihe, lediglich mit anderen Namen.


Und so könnte ich das weiterführen. Jede Reihe hat was Gutes, hat was Schlechtes ...


Kurzbewertung

Jeder Roman für sich ist sehr lesenswert, aber die Gesamtreihe hinterlässt einen faden Beigeschmack. Für Fans dennoch ein Muss - es geschieht Gewaltiges! 

Was geschieht alles?
Der Zweite Galaktische Bürgerkrieg wird begonnen und beendet, Jacen Solo wird zu Darth Caedus, Centerpoint-Station wird zerstört; und Tote, so viele, viele Tote! 


Wenn die Rezension Lust auf mehr gemacht hat: