Donnerstag, 23. Juni 2011

[Rezension] "Penguin Popular Classics: The Kama Sutra"

(London, 1994; Penguin Books; Autor: Unbekannt, vermutlich Vatsyayana Mallanaga; Übersetzer: Sir Richard F. Burton; 208 S.; ~ 3,95 €)

 

Klappentext

Sir Richard Burton's translation of this ancient Hindu text brought the Western reader new insights into the Indian civilization of 1.700 years ago. 

A major work of philosophy and sexology, the "Kama Sutra" is considered to be the classic guide to sexual fulfilment, although many of its practices are particular to the social codes of ancient India. Through its frank, outspoken discussion of sexual relationships and lovemaking, the 'Kama Sutra" not only influenced the society in which it was written but has enlightened future generations as to the structure and nature of that society. Burton's translation, which appeared in 1883, was republished in the 1960s, itself a time of sexual liberation, and was celebrated as a literary event of the highest importance. Written one of the most readable and enjoyable of all the classics of antiquity.

Rezension

Ja, es geht um das Buch. Warum bespreche ich es? Will ich mit sexuellen Themen mehr Besucher für meine Seite? Wird die Schmuddelecke jetzt wirklich schmuddelig?
Nein! Es geht darum, genau diese Vorurteile und Mutmaßungen auszuräumen, denn das Kama Sutra ist kein Sexbuch. Die körperliche Liebe spielt zwar eine Rolle im Buch, aber am ehesten lässt es sich  mit einem antiken Knigge vergleichen.

Und das Buch ist gut! Bedenkt man das Alter des Originals (200/300 n.Chr.) und das Alter der Übersetzung (1884), kann man sich mit der Sprachwahl arrangieren. Aber all das, was im Buch besprochen wird, ist höchst interessant. Die Ansichten zu Kultur, Gesellschaft, Ausländern, Essen, Feiern und dem ganzen menschlichen Zusammenleben wird hier erörtert. Es werden Ratschläge gegeben, wie man sich gegenüber dieser oder jener Person zu verhalten ist. Es wird erklärt, was diese oder jene Geste bedeutet - etwa, was es aussagt, wenn eine Frau einem Mann die Füße wäscht. Oder ob es für einen jungen Mann aus romantischen oder strategischen Gründen schicklich ist, eine ältere verwitwerte Frau zu heiraten., wie das alles mit der persönlichen Ehre, dem Artha (dem gesellschaftlichen Ansehen), dem Karma (Tatfolgen) oder Kama (Lust) verquickt sein könnte, wenn man es tut oder nicht tut und überhaupt, wie die damalige alt-indische Gesellschaft die Dinge gesehen hat.
Wobei es auch interessant ist, festzustellen, dass es so etwas wie eine indische Gesellschaft nicht gibt bzw. gegeben hat. Erst die Europäer haben den Subkontinent und seine Bewohner als eine Volksgruppe bezeichnet. Denn Indien ist so vielseitig und unterschiedlich wie Europa. Und Europa bezeichnet auch niemand als einen einzigen Staat.

Kurz zu einigen Daten: Das Original der Übersetzung stammt aus dem Jahr 1884 und dieses Buch ist ein Nachdruck der Version von 1964. Seinerzeit wollte ich es einem guten Freund als Scherzgeschenk zum Geburtstag überreichen, aber die Situation ergab sich nicht. So habe ich es irgendwann selbst gelesen.

Kurzbewertung

Interessantes Lehrstück über die Normen einer alten Gesellschaft, von der viele Inhalte auch heute noch zutreffen. Ein Schlaglicht in eine inzwischen vergangene Kultur.