Montag, 11. Februar 2013

[Rezension] "Star Wars: Luke Skywalker und die Schatten von Mindor"

(München 2009; Verlag: Blanvalet; Autor: Matthew Stover; Übersetzer: Michael Nagula; 378 S.; 13,00 €)


Klappentext

Shadowspawn war einst der Konkurrent von Darth Vader um die Gunst des Imperators Palpatine - und er ist Anhänger einer finsteren Philosophie, die noch düsterer und grausamer ist als selbst die Dunkle Seite der Macht: Er ist ein Adept der reinen Dunkelheit, die nur Leere und Vergessen kennt.

Nach Darth Vaders Tod und der Vernichtung des zweiten Todessterns kehrt er aus der Leere am Ende des Seins zurück, um die Galaxie in die Abgründe der Nichtexistenz zu stürzen. Und um dies zu erreichen, hat er einen Plan:

Luke Skywalker soll der neue Imperator werden! 

Rezension

Erstmals erwähnt in "Star Wars: Die Ultimative Chronik" war die Schlacht von Mindor das Schlüsselereignis für Luke Skywalker, seinen Generalsrang abzulegen. Doch erstmal hier, in diesem Roman, werden die genauen Umstände dessen klar. In der Chronik war Luke angewidert vom hohen Blutzoll, den die Imperialen in Kauf nahmen, um Mindor zu verteidigen. Der Roman selbst stellt dies sehr viel differenzierter dar.

Matthew Stover und der Krieg der Sterne sind für mich eine interessante Mischung. Seit seinem Debütroman ("Verräter", Nr. 13 in der NJO-Reihe) ist Stover ein recht kontroverser Autor im Expanded Universe
Auch über diesen Roman ließe sich vortrefflich streiten: Luke Skywalker werden Steinsplitter ins Gehirn gepflanzt? Der edle Han Solo wird als schießwütiger Draufgänger und Lando Calrissian als fast schmieriger Kerl dargestellt? 
Das sind nur subjektive Meinungen, doch treffen sie überspitzt auf die Charakterisierungen zu. Ich jedenfalls hatte anfangs meine Mühe, mit den bekannten Hauptcharakteren zu sympathisierein, bis mir bewusst wurde, dass es auch nur Menschen sind mit Schwächen. Die meisten Romane stellen unsere Helden als unerschütterlich und idealisiert dar. Stover bricht mit dieser Darstellung und lässt sie leiden, fürchten oder einfach nur genervt sein. Als mir dies klar wurde, waren die Charaktere auf einmal echt. Echte Menschen mit echten Emotionen und Problemen. Dass mir Han Solo dennoch die erste Zeit lang etwas schlecht charakterisiert vorkam, änderte sich mit der zeitweiligen Entführung des Millennium Falken bzw. Leias, in der Han - in jeder Situation ohnmächtig - völlig verständlich mit Wut reagiert. Mit nachvollziehbarer Wut, denn in jedem Fall wurde ihm etwas genommen, das er liebte.
Aber apropos Falke: Zum wievielten Mal in einem Roman wird der fast bis zum Rumpf völlig zerstört? Im Lauf der Jahre nimmt das etwas Überhand. Immerhin ist der gute alte Frachter in den neuesten Romane auch schon fast 100 Jahre alt. Müsste das Schiff inzwischen nicht aus völlig neuen Teilen bestehen?

Doch derartige Kleinigkeitn bei Seite geschoben, schafft es der Roman, zu unterhalten und nachdenklich zu stimmen. Lukes Konfrontation mit der Lehre vom Dunkeln erinnert mich stark an nihilistische Lehrgrundsätze. Alles endet irgendwann im Nichts und Cronals Lehre (die er selbst nur übernomnmen hat) unterstützt diese Aussage. Es erinnert an den kosmischen Kampf zwischen Ordnung und Chaos, den man aus anderen SF-Serien (wie Perry Rhodan oder Doctor Who) kennt. Lukes Glaube in die Macht wird auf die Probe gestellt, was ihn schließlich auch dazu bewegt, sich vom Militär zu lösen. Im Gegensatz zum Nebensatz in der o.g. Chronik ist diese Erklärung bei weitem befriedigender.

Stover schafft es wieder, das Innerste bekannter Charaktere in ein anderes Licht zu rücken. Manche Fans unterstellen ihm daher, die Charaktere zu demontieren. Ich jedoch sehe es als neuen Blickwinkel. Betrachtet man die Helden der Saga jahrelang nur in der Abenddämmerung, so sehen sie im normalen Tageslicht völlig anders aus. Und dieses Tageslicht kann Stover auf die Charaktere werfen. Gleichzeitig bindet er einige Inhalte aus anderen Romanen ein. 

Die Charaktere Nick Rostu und Kar Vastor aus dem Klonkriegsroman "Mace Windu und die Armee der Klone" (engl. "Shatterpoint") treten als Nebencharaktere bzw. Antagonisten auf und das Sternenthema aus den Roman zu Episode III wird aufgegriffen. Letzteres ist besonders interessant, da es eine Brücke zwischen Vater und Sohn schlägt. War es im Episode-III-Roman noch Anakin Skywalker, dem die Vergänglichkeit dadurch bewusst wird, dass selbst Sterne sterben und vergehen, so ist es hier Luke, der diese Gedanken im Zusammenhang mit der Lehre vom Dunkel hat. 

Zum Romantitel übrigens: Im Gegensatz zu grässlichen deutschen Eigenübersetzungen wie dem gerade Erwähnten "Mace Windu und die Armee der Klone" oder "The Cestus Deception", das im Deutschen mit "Obi-Wan Kenobi und die Bio-Droiden" betitelt wurde, ist dieser kitschig klingende Romantitel eine akkurate Übersetzung aus dem Englischen. Doch hier wird mit dem Klischee eindeutig gebrochen und es wird gekonnt demontiert.

Kurzbewertung
Nicht für jeden Fan geeignet und mit wenigen Längen eignet sich der Roman hervorragend, um frischen Wind in die Romansammlung zu bringen und festgefahrene Ansichten zu ändern.

Luke, Han und Leia werden neu betrachtet. Sie erhalten zuvor unbekannte Ecken und Kanten. Gerade Luke ist weniger der strahlende Held als der verschmutzte und müde Soldat, der nur seine Ruhe möchte. Realitätsnähe ist groß geschrieben, trotz, dass es sich um Star Wars handelt.

Wenn die Rezension Lust auf mehr gemacht hat: