(Husum 1995; Verlag: Hamburger Lesehefte; Autor: Henrik Ibsen; Übersetzer: Elke und Uwe Lehmann, basierend auf Christian Morgenstern; 85 S.; 2,80 DM)
Klappentext
Nora oder Ein Puppenheim
Schauspiel in Drei Akten.
Schauspiel in Drei Akten.
Rezension
Ein Klassiker der Jahrhundertwendeliteratur, illustriert Ibsens "Nora" auf wunderbare Weise, was passiert, wenn Gleichberechtigung fehlläuft. Doch im Vorfeld: Für mich ist Nora kein emanzipatorisches Drama oder auch nur ein Frauenroman. Nora ist lediglich das Vehikel für die Gedanken der Gleichberechtigung und des Ausbruchs aus dem starren gesellschaftlichen Korsett, das damals (v.a. Frauen) angelegt wurde und aus dem man nur selten entkommen konnte.
Am Beispiel der Frau wird klargemacht, was falsch läuft. Für Helmer seine eigene Unfähigkeit, in Nora eine richtige Person zu sehen - mehr als nur das Püppchen oder den Singvogel oder seine private Tänzerin. Für Nora ihre Unfähigkeit, aus diesem goldenen Käfig auszubrechen. Für beide die Schwierigkeit, endlich erwachsen zu werden. Nora ist fast den gesamten Roman hindurch das kleine Mädchen, das Püppchen - oder erscheint zumindest so. Und Helmer behandelt sie, wie ein kleiner Junge zunehmende gelangweilter und lustloser mit seinen Puppen spielt und sie dabei nach und nach zerbricht. Und erst als sich die Zerstörung offen zeigt - hier durch Noras "Erwachen" - zeigt er wieder Interesse daran, die Puppe im guten Zustand zu halten (bzw. seine Ehe mit Nora zu kitten).
Ich behaupte hier nicht, mit dieser extrem kurzen Rezension Ibsens Werk gerecht zu werden, doch angesichts dessen, dass ich das Drama vor kurzem wieder las, wollte ich unbedingt ein paar Zeilen dazu schreiben. Mir hatte Nora jedenfalls erneut gefallen - und obwohl der sinngemäß übersetzte Originaltitel "Ein Puppenheim" besser gepasst hätte, mag ich den deutschen Titel nach wie vor.
Kurzbewertung
Interessanter Lesestoff und ein Einblick in das Norwegen der Jahrhundertwende.