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Freitag, 14. Oktober 2011

[NJO-Rezension #5] "Star Wars: Das Erbe der Jedi-Ritter 5 - Die letzte Chance"

(München 2003; Verlag: Blanvalet; Autor: James Luceno; Übersetzer: Andreas Helweg; 352 S.; 8,50 €)


Klappentext

Nach einer Reihe verheerender Siege der Alienmacht Yuuzhan Vong sind die Moral und die Kapazitäten der Neuen Republik am Ende.

Leia Organa und Han Solo haben sich auseinandergelebt und sind von einer Versöhnung weit entfernt. Allein Luke Skywalker bemüht sich, die Jedi-Ritter zusammenzuhalten. Als sich einer der Jedi auf eine mutige, aber äußerst leichtsinnige Undercover-Mission einlässt, um das nächste Angriffsziel der Yuuzhan Vong in Erfahrung zu bringen, legen die Aliens eine Spur mit falschen Informationen: Es gelingt ihnen, die Agenten der Neuen Republik in die Irre zu leiten. 

Rezension 

Der Roman stellt die Fortsetzung von "Der Untergang" dar. Han Solo durchfliegt mit Droma immer noch die Galaxis auf der Suche nach Dromas Familie. Währenddessen setzen die Yuuzhan Vong ihre Eroberungen fort und verbünden sich mit den Hutts. Diese schließen einen Separatfrieden mit dem Feind, aber beginnen nun damit, die Neue Republik heimlich zu untersützen. Durch unterlassene Drogenlieferungen in bestimmte Systeme will man die Republik mit Informationen versorgen. Talon Karrde teilt dies Luke Skywalker und seinen Jedi mit und das Militär der Neuen Republik will, mit diesen Informationen ausgestattet, den Yuuzhan Vong eine Falle stellen. Mit der Centerpoint-Station, einem gewaltigen Alienartefakt im Corellia-System will man die Vong aufhalten. Allerdings will man nur die Hyperraum-Dämpfungsfelder der Station nutzen, nicht etwa deren Offensivwaffe, einen Repulsorfeldgenerator. Dass ich diese Humanität dem Militär nicht wirklich zutraue, dürfte klar sein. Auch wenn es das Militär der Guten ist - eine Waffe gegen einen Feind nicht zu verwenden, passt zu den Jedi, aber nicht zu einfachen Soldaten. So zieht sich Luceno auch elegant aus der Affäre, indem Anakin Solo, auf den Centerpoint seit den Geschehnissen während der Corellia-Krise geeicht ist (siehe Corellia-Romantrilogie), den Schuss abgeben soll. Dass er sich dabei auf das Urteil seines Bruders, den Noch-Baumschmuser Jacen, verlässt, der Anakin dringend davon abrät, Centerpoint zu benutzen, kann ich nicht verstehen. Dass Han Solos Vetter Thrackan Sal-Solo (siehe o.g. Trilogie) dann den Abzug selbst drückt, kommt mir fast wie eine Erleichterung vor. Leider werden dabei Dreiviertel der verbündeten hapanischen Streitkräfte und nur die halbe Yuuzhan-Vong-Flotte zerstört. Anakin gesteht danach, dass er die Waffe hätte perfekt abfeuern können, ohne einen einzigen Hapaner zu töten. Die Neue Republik hatte den Gebrauch der Offensivwaffen der reaktivierten Centerpoint-Station zwar nicht gestattet, doch hätte man dort sicherlich eine Ausnahme gemacht. Die Jedi sollen den Frieden zwar hüten, doch sehe ich in dieser Nichteinmischung einen eindeutigen Fehler. Das Angriffsziel der Vong, Fondor, war bedroht und Anakin hätte seine Verbündeten nur verteidigt. Darin sehe ich keinen Widerspruch zum Jedi-Kodex. Nunja, sei's drum.

Wesentlich besser gelungen sind die Szenen Leias, die die Hapaner für den Kampf gegen die Vong gewinnen will. Mehrere Verweise auf den Roman "Entführung nach Dathomir" und eine wunderschöne Beschreibung der arroganten Hapaner runden die Geschehnisse gut ab. Von dem Ehrenduell zwischen Isolder und Arcon Thane hatte ich mir etwas mehr erhofft, doch konnte ich die prachtvolle Größe der beschriebenen Umgebungen geradezu spüren. Und ein gebilligter Faustkampf in einem königlichen Garten ist bereits eine erheiternde Vorstellung, so dass ich die Beschreibung des Kampfes selbst tolerieren kann. Sie war, wie erwähnt, auch nicht schlecht, aber hatte zu wenis Biss und Herz. Luceno hätte mehr rausholen können.
Im Gegensatz zum vorherigen Roman ist diesmal übrigens Leia diejenige mit den Stimmen im Kopf, nicht Han. Mehrere ungenaue Visionen der Schlacht von Fondor lassen sie Schlimmes für die Zukunft ahnen.

Han Solos Part in dieser Geschichte entspricht am ehesten dem eines Fremdkörpers. Seine Abenteuer tragen nichts zum Handlungsverlauf bei. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie mir nicht gefallen hätten. Ich finde es weiterhin bedauerlich, dass Han und Droma lediglich diese beiden Romane als Partner zugebracht hatten, denn die Chemie zwischen beiden funktioniert hervorragend. Doch auch hier gilt wieder das, was ich bereits im Vorgängerroman bemängelt hatte: der glückliche Zufall. Zufällig begegnet Leia einigen Angehörigen aus Dromas Familie. Zufällig begegnet Han auf Ruan, wo Dromas Familie sein soll, einem Droiden, der ihm hilft. Zufällig ist dieser Droide Anführer einer droidischen Protestbewegung, die Han zum bei der Ankunft entführten Droma bringt. Dromas Familie konnte zwischenzeitlich mit gefälschten Papieren entkommen und Droma wurde deswegen festgenommen (weil er auch ein Ryn ist). Zufällig tauchen die Droiden dann auf, um Han und Droma rechtzeitig vor den Bösen retten zu können. Zufällig kennen die Droiden die Koordinaten, zu denen der Frachter mit Dromas Familie aufbrach. Zufällig ist der Planet Fondor.

Fondor selbst stellt allerdings nur ein Aufmarschgebiet für die Neue Republik dar. Deren Militärs wollen die Vong nämlich ins ungeschützte Corellia-System locken, um mit eigenen Flotten den Feind einzukesseln. Die Centerpoint-Station hätte dann dafür gesorgt, dass kein Vong das System mehr verlassen hätte. Aber die Vong bekamen Wind davon und streuten gezielt Desinformationen. Das eigentliche Zielsystem war schon immer Fondor. Und dort treffen schließlich Han und Leia, die Militärs der Republik, die Hapaner und auch ein paar Jedi zusammen. Die Jedi, Kyp Durron und Ganner Rhysode, wurden von Talon Karrde informiert, dass sich Wurth Skidder auf einem Vongschiff befand. Von Kalarba aus verfolgten sie es bis Fondor. Skidder ließ sich im ersten Kapitel, während des Falls von Gyndine, von den Vong festnehmen und wollte mehr über den Feind erfahren. Kyp und Ganner fanden jedoch nur noch den gebrochenen Rest von Wurth vor, der bald starb.
In dieses Gewimmel platzte schließlich in Deus-ex-machina-Manier der Repulsorstrahl von Centerpoint. Doch leider rettete der Strahl nicht unbedingt den Tag. Er vertrieb zwar die Vong, aber fügt den eigenen Streitkräften enormenn Schaden zu. Die Hapaner zogen sich mit einer blutigen Nase und wieder in ihren Sternhaufen zurück. Arrogante Typen.

Neben einigen fragwürdigen Entscheidungen und einer gehörigen Portion Zufall ist der Roman dennoch ganz lesenswert. Die Charakterzeichnungen haben mir gut gefallen. Luceno schafft es, den Handelnden eine Seele zu geben und sie nicht nur als Schablonen mit Namen zu darzustellen. Han und Leias Beziehung ist immer noch nicht gekittet, aber zumindest auf einem Weg der Besserung.

Kurzbewertung

Guter Nachfolger zum ersten Luceno-Roman der Reihe.